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"Als hielte die Welt den Atem an"

Datum:
Veröffentlicht: 25.11.13
Von:
Petra Mayer

FT-Artikel vom 13. November 2013

Über das Theaterstück „Sibirien“ erinnern Hospiz-Mitarbeiter an ein Tabuthema. Sie wollen Menschen für die letzte Reise sensibilisieren.Wie die Begleitung Sterbender ihr eigenes Leben veränderte, berichtet Silke Kastner.

Über das Theaterstück „Sibirien“ erinnern Hospiz-Mitarbeiter an ein Tabuthema. Sie wollen Menschen für die letzte Reise sensibilisieren.Wie die Begleitung Sterbender ihr eigenes Leben veränderte, berichtet Silke Kastner.
 

„Agnes, meine liebe Frau, komm an meine Seite, Hund, leg dich mir zu Füßen, nicht mehr lange, dann werden wir zusammen am Flussufer sein und laufen und laufen.“ Letzte Worte eines einsamen alten Mannes, der noch einmal zu träumen begann, bevor er die Augen für immer schloss. Von der Familie abgeschoben in ein Heim – wie etliche Menschen in unserer Gesellschaft, die den Tod verdrängt. In einer Welt, in der Morde und andere Bluttaten zur Abendunterhaltung zählen, ist kein Platz fürs Sterben. Und gegen diese Tabuisierung wendet sich der Hospizverein, um jeden für die letzte Phase des Lebens zu sensibilisieren: „Eine Phase, in der Zuwendung und Solidarität wichtiger denn je sind“, wie sich Silke Kastner als Koordinatorin und Palliativberaterin ausdrückt.


Menschen aufrütteln

Berührungsängste nehmen soll Felix Mitterers Stück „Sibirien“, das am Freitagabend im Christine-Denzler-Labisch-Haus gezeigt wird. Es soll Menschen in die Lobenhofferstraße 10 ziehen, die anders vielleicht nie den Weg zur Palliativstation, zum Hospizverein und der Hospiz-Akademie fänden. Aufrütteln soll das Spiel von Stephan Bach und den Blick aufs „Einzige im Leben lenken, was sicher ist“, Menschen aber bis zuletzt weit von sich weisen. Wie jenen Weltkriegsveteranen, den die eigene Familie ins Heim verbannte, wo sich der einsame alte Mann an seine Gefangenschaft zurückerinnert – „Sibirien“. Dabei kann er anfangs noch im Zimmer herumgehen, dann immerhin noch auf dem Bett sitzen, bis der einstige Soldat irgendwann doch reglos liegt und am Ende noch einmal zu träumen beginnt – von seiner Frau, dem Hund und Wanderungen am Flussufer.

 

Die Welt mit anderen Augen sehen

„Der Umgang mit Sterbenden verändert einen. Man beginnt das Leben auf ganz andere Weise zu spüren“, sagt Silke Kastner: „Du freust dich wieder wie ein Kind über die kleinen Dinge des Alltags, statt nur den nächsten Urlaub herbeizusehnen.“ Waren es 50 Menschen, die die gelernte Krankenschwester begleitete, nachdem sie sich zur Palliative-Care-Pflegekraft weiterbildete? „Ich weiß nicht mehr, wie oft ich am Bett saß und die letzten Minuten eines Sterbenden miterlebte. Alle aber gingen friedlich, egal wie sie zuvor noch gekämpft und gelitten hatten: Und das gibt mir Kraft, weiterzumachen.“ So möchten Mitarbeiter des Hospizvereins diese „Ruhe in eine existenzielle Krise bringen, unter der ebenso die Angehörigen leiden“, wie Silke Kastner berichtet. Ohnmächtig sähen sie Schmerz und Qualen ihres Lebenspartners, eines Elternteils oder gar Kindes. „Dementsprechend verfallen viele aus der Hilflosigkeit heraus in Aktionismus, statt die letzten Momente miteinander bewusst zu erleben und Abschied zu nehmen.“

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vom FT-Redaktionsmitglied Petra Mayer,   Fränkischer Tag    www.infranken.de