Trauerfeier für konfessionslose Verstorbene ohne Angehörige
25. März 2015, Bamberg Hauptfriedhof
Trauerrede für konfessionslose Verstorbene ohne Angehörige
25. März 2015, Bamberg Hauptfriedhof
Mein Name ist Michael Maisch. Ich spreche hier zu Ihnen als Vertreter des Hospizvereins Bamberg. Wir führen die Trauerfeier und die Beisetzung durch für Menschen, die auf Anordnung des Sozialamtes bestattet werden und keiner Religionsgemeinschaft angehörten.
Sehr geehrte, liebe Anwesende,
wir sind heute hierher gekommen, um W. B. die letzte Ehre zu erweisen. Er wurde am 25. März 1951, also heute vor genau 64 Jahren, in Finchley geboren, einem Stadtteil von London. Seine Brüder heißen Le, David und Georg. Seine Eltern, Vincent und Johanna, sind verstorben.
Im Alter von 7 Jahren übersiedelte W. mit seiner Familie nach Emmerich am Niederrhein, wo er aufwuchs. Er selbst blieb ledig und ohne Kinder. Als Jugendlicher spielte er ambitioniert Fußball im Verein, später nur noch gelegentlich in Hobbymannschaften.
Die Grundlage seiner Berufslaufbahn war eine Lehre als Elektriker. Später ergänzte er sein Fachwissen in einer Weiterbildung zum staatlich geprüften Elektrotechniker.
Am 1. April 1998 trat er in die Dienste der Stadt Bamberg ein als technischer Sachbearbeiter im Energiedienst. Zuletzt war er Mitarbeiter beim Amt für Immobilienmanagement. In der Traueranzeige der Stadt heißt es: „Wir verlieren mit ihm einen engagierten, pflichtbewussten und liebenswerten Kollegen. Für die geleistete Arbeit gebührt ihm größter Dank und Anerkennung.“ Dass er wirklich ein beliebter Kollege war, zeigt eine weitere Traueranzeige, die von den Mitarbeitern geschaltet wurde: „Tief betroffen nehmen wir Abschied von unserem lieben Kollegen W. B.“ Ihr Bild vom Verstorbenen war das eines angenehmen Zeitgenossen, der nie krank war und der das Lästern und Schimpfen nicht kannte.
In der Freizeit schraubte und bastelte er an seinen Autos, erst Franzosen, dann ein Alfa Romeo. Mit dem Auto bereiste er viele Länder in ganz Europa. Manchmal verdingte er sich in Bamberg als Komparse für Filmaufnahmen. - Wichtig war es ihm, im Café sitzen zu können, seinen Latte Macchiato zu genießen und – so anspruchsvoll war er schon - dazu die Süddeutsche Zeitung zu lesen. Andererseits sah man ihn auch öfter im Pelikan, nur wenige Schritte von seiner Wohnung entfernt, mit einer Flasche Jever in der Hand die Leute beobachten oder in der Raucherzone seinem Laster frönen. Beim Philosophieren kam ihm seine Belesenheit sehr zu Gute, wenn er manchmal auch an einen zerstreuten Professor erinnerte.
Anfang Januar fehlte W. B. auf der Arbeit. Ein Kollege fand ihn tot in seiner Wohnung liegend. Genaueres ist nicht bekannt.
Ein Menschenleben, ein Schicksal ging zu Ende. Möge der Verstorbene dort, wo er jetzt ist, dort, von wo wir alle herkommen und wohin wir alle gehen werden, möge er dort seinen Frieden finden. Da dieser Ort für unseren menschlichen Verstand nicht in Worte gefasst werden kann, wollen wir der philosophischen Neigung des Verstorbenen Referenz erweisen und dem Rat des Philosophen Ludwig Wittgenstein folgen, der schrieb: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Lassen Sie uns ein paar Momente gemeinsam schweigen zum Tod von W. B.
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Vielen Dank für Ihre Anteilnahme.
Lassen Sie uns nun gemeinsam die sterblichen Überreste von W. B. auf ihrem letzten Weg zum Grab begleiten.