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Die Wanderausstellung "Achtsamkeit" zieht nun weiter...

Wanderausstellung_Strafgefangene-Demenz
Datum:
Veröffentlicht: 7.9.17
Von:
Silke Kastner

Randgruppen mitten im Leben

Bis zum 13.10.2017 war die Wanderausstellung zum Thema „Achtsamkeit“ im Hospizverein Bamberg e.V. im Hospiz- und Palliativzentrum in Bamberg zu sehen. Diese Ausstellung macht deutlich, was Häftlinge der Jugendhaftanstalt Ebrach mit Demenzkranken verbindet.

Fünf Häftlinge aus der Jugendhaftanstalt Ebrach informierten sich, innerhalb des Projekts „Achtsamkeit“, über den Alltag und das Leben im Demenzzentrum in Bamberg.

Die jungen Männer wurden von dem Gefängnisseelsorger Hans Lyer begleitet, der dieses Projekt von Anfang an unterstützt hat. „Achtsamkeit ist ein viel strapaziertes Wort, aber wenn zwei Randgruppen der Gesellschaft mitten im Leben beieinander stehen und sich engagieren, verdient genau das diese Aufmerksamkeit“, sagt der Pfarrer, der in Ebrach das Projekt „Kunst und Knast“ betreut.

Die Männer produzierten und gestalteten im Rahmen des Konzepts für die Ausstellung sogenannte Achtsamkeitsstellwände. Fünfteilige Paravents – bunt gemalt – sollen den Bewohnern und den Angehörigen in Mehrbettzimmern ein Stück mehr Privatsphäre ermöglichen. Nachdem die Stellwände in der Schreinerei der Haftanstalt gefertigt wurden, bemalten die Gefangenen zusammen mit der Berliner Künstlerin Natalie Braun-Barends die Wände. Die internationale Multi-Media-Künstlerin, deren Werke Malerei, Fotografie, Video und Lichtinstallationen umfassen, war sofort begeistert von der Idee. Wüsten und Wolken, Engel und Bäume haben sich Dennis, Fabian, Samuel und Nico als Motive gesucht und in bunten Farben auf das Leinen der Stellwände gemalt. „Wir sind gespannt, wie es Ihnen gefällt“, sagt Samuel. Er macht keinen Hehl daraus, wie viel Spaß ihm die Arbeit gemacht hat. „Es sind die verblüffenden Parallelen zwischen den Demenzkranken und den Häftlingen, die die Zusammenarbeit so spannend machten“, erläutert Projektleiterin Grete Kahl. Die Sozialpädagogin wollte Menschen zusammenbringen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt sind, die oft allein sind und kaum Anerkennung mehr von außen bekommen. Die jungen Männer bekamen während ihres Besuchs Informationen, die ihnen verdeutlichten, wes es heißt dement zu sein – sowohl für die Betroffenen selbst als auch für deren Angehörige. Wie schwer es ist, sich stufenweise von seinem Leben beziehungsweise von seinen Beziehungen verabschieden zu müssen, stimmte die Häftlinge nachdenklich. Menschen, die in einer anderen - ihrer eigenen Welt leben und oftmals nicht mehr den Vorstellungen und Erwartungen anderer entsprechen beziehungsweise gerecht werden können, erfahren durch achtsame Begegnungen mitmenschliche Solidarität.

Auf zehn großformatigen Aufstellern wird der Entstehungsprozess der Stellwände bei der Ausstellung gezeigt. Häftlinge, Pflegekräfte und Demenzkranke werden mit Sätzen über eigene empfundene Achtsamkeit zitiert. Die Gespräche darüber führte die Sozialpädagogin Grete Kahl. „Es war erstaunlich, wie klar die Demenzkranken ihre Gedanken dazu formulieren konnten. Das Nachdenken über das Thema hat bei den Häftlingen zu sehr persönlichen Stellungnahmen geführt, was mich bewegt hat.“

Die Wanderausstellung wird im Jahr 2017 an verschiedenen Orten gezeigt, unter anderen im Foyer des Klinikums am Bruderwald und Michelsberg und im Amtsgericht Bamberg. Während des Ausstellungszeitraums wird sie durch weitere Banner mit aktuellen Projekten zum Thema Achtsamkeit ergänzt und stetig weiter wachsen.

(Text-Quelle: vgl. Sozialstiftung Bamberg, Text zur Ausstellung „Achtsamkeit“ / Homepage der Sozialstiftung Bamberg: http://www.sozialstiftung-bamberg.de/service/aktuell/aktuelle-nachrichten/aktuelles-detail.html?nlvp=2410&pointer=0&cmd=itemView&newsPid=4763)