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Hainspaziergang

Hainspaziergang_MH
Datum:
Veröffentlicht: 1.7.22
Von:
Christine Wonka

... auftanken für den Dienst

Ehrenamt braucht Gemeinschaft zur Motivation für ihren unendlich wertvollen Dienst bei schwerkranken, sterbenden und trauernden Menschen.

Hainspaziergang des Hospizvereins mit Christine Wonka. Es ist Dienstag, der 7. Juni 2022, ein Tag nach Pfingsten. Petrus, so man glauben mag, dass er für das Wetter zuständig ist, meinte es gut mit uns und sorgte für perfekte Bedingungen für einen Spaziergang durch den Bamberger Hain. Sechzehn Ehrenamtliche fanden sich an der Touristinfo zusammen, alle fröhlicher Stimmung, denn die Freude war groß, sich nach so langer, pandemiebedingter Auszeit einmal wieder persönlich zu treffen.
Der Weg führte am Ludwig-Donau-Main-Kanal stadtauswärts. Erster Halt war gegenüber des "oberen Hafens" mit seinem Kran und den Verladerampen. Wenige Meter weiter konnten die Reste der ehemaligen Fischwinterungen bestaunt werden. Hier wurden zur Versorgung der Stadtbevölkerung im Winter in großen Bassins Fische gehältert und damit die Becken nicht zufroren, leitete man permanent Wasser vom linken Regnitzarm in den niedrigeren Hollergraben. Gleich danach bestaunten wir das Industriedenkmal "Schleuse 100" und die Rampe, die zum Verladen der Treidelpferde auf Flöße diente um sie ans andere Ufer zu bringen. Denn hier begann der "königliche" Hain und die flanierenden Damen und Herren sollten nicht durch die Rösser und die "Treidler" gestört werden. Vorbei am Walkspund, also der Mühle, die von den Tuchwalkern gebraucht wurde, spazierten wir den im 15.Jahrhundert künstlich angelegten Damm weiter Richtung Bootshaus. Hier stand ehemals eine Badehaus, das sogenannte "Salubitrati", gebaut von Ferdinand von Hohenhausen im Stil französischer Revolutionsarchitektur. Es wurde später abgerissen und durch das Gesellschaftshaus des Ruderclubs im sogenannten Schweizer Stil ersetzt. Es blieb lediglich das Frauenbad noch einige Jahre erhalten. Ein paar krumme und schiefe Treppen hinunter zum Fluss zeugen noch heute davon. Unter schattigen alten Bäumen wanderten wir weiter zum Monopteros, einem kleinen Tempelchen, das ehemals im Schlosspark von Seehof stand. Hier hat sich die einstmalige romantische Umgebung durch den Bau der Umgehungsstraße "Münchner Ring" völlig verändert. Verschwunden ist das "Steinwhörlein", ein Wehr, über das leise das Wasser plätscherte und eine kleine Bogenbrücke. Wir warfen einen Blick über die Schillerwiese mit ihrem aus etwa 150 verschiedenen Bäumen bestehenden Eichenkranz und hörten, dass es sich hierbei ehemals um einen "Hutanger" handelte, eine Weidewiese mit Baumbestand, den die Tiere durch Befraß kleinhielten. Die Eiche in der Mitte, die zum 50. Geburtstag von Schiller gepflanzt wurde, ist inzwischen durch eine Neupflanzung ersetzt.
Von hier ging es auf die ehemalige Festwiese bei der Velozipedbahn (Fahrradrennbahn). Hier stand ehemals eine hölzerne Musikhalle, die nach Abriss des Badehauses Salubitrati durch dessen Reste ersetzt wurde. Die Radrennbahn gibt es nicht mehr, nach und nach entstanden hier Tennisplätze. Unter dem Münchner Ring hindurch gingen wir zurück, vorbei an einer großen Wiesenfläche, auf der ehemals ein Gasthaus stand, das Theresiencafe. Es besaß einen Streichelzoo für Kinder, unter anderem mit Affen, so dass alte Bamberger noch wissen, dass man am Sonntag "naus die Affen" gegangen ist. An das Gasthaus erinnert nur noch der alte Baumbestand. Obwohl alles völlig verwildert ist, kann man sich noch gut vorstellen, wie dort die Gäste im Schatten saßen. Das Cafe wurde von amerikanischen Pionieren abgerissen, weil der Karl-May-Verlag hier ein Wild-West-Fort bauen wollte. Es kam nicht dazu! Geblieben ist nur die Musikhalle, in der Sonntags immer ein kleines Orchester aufspielte.
Die letzten Meter zum Bootshaus führten uns letztlich an einer kleinen Lichtung vorbei, auf der heute das König Ludwig Denkmal steht. Früher gab es hier einen Pavillon im Stile englischer "Gardenseats", der als sogenannte "Kurhalle" betrieben wurde. Es wurden darin Kräutertee, Fruchtsäfte und Ziegenmilch für die Spaziergänger verkauft.

Der Hain hat sich verändert und die Nutzung ist heute eine andere als im 19. Jahrhundert, als er angelegt wurde. Aber seit seinem Bestehen ist er ein unschätzbar kostbares Gut für die Stadt, ein Naherholungsgebiet, das seinesgleichen sucht. Wir müssen achtsam mit ihm umgehen!
Der Ausflug endete nach eineinhalb Stunden mit einer gemütlichen Einkehr im Biergarten des Bootshause. Wir haben ihn alle sehr genossen.