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„So sieht´s aus: Meine Trauer“

Kreis KJT
Datum:
Veröffentlicht: 22.6.18
Von:
Christine Reuß

Der eigenen Trauer Ausdruck verleihen

Kinder- und Jugend Trauer Frei-Zeit in den Pfingstferien
Team KJT

Bei der diesjährigen Trauer Frei-Zeit, an der elf Kinder und Jugendliche teilnahmen, fand eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema „So sieht´s aus: Meine Trauer“ statt. Hierbei wurde Bezug auf die besondere Situation von trauernden Kindern und Jugendlichen genommen, deren Leben durch den Verlust ihrer geliebten Person/en sich plötzlich komplett verändert hat, wodurch ein „Trümmerhaufen“ entstand. Dies wurde anhand eines Beispiels dargestellt, bei dem alle Teilnehmer aus Legosteinen ein eigenes Haus bauten. Im Anschluss benannten alle Beteiligten welche Emotionen durch die Zerstörung des Hauses ausgelöst werden würden und wo im Körper diese Gefühle spürbar sind. Dann erfolgte der Transfer auf das eigene Leben. In intensiven Kleingruppen setzten sich die Kinder und Jugendlichen mit der eigenen Trauer und der Verlusterfahrung, aber auch mit den schönen eigenen Erinnerungen auseinander.

An dem darauffolgenden Tagen hatten die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit aus Ton sowie aus einem "Trümmerhaufen", der aus alten Autoteilen wie z.B. Reifen, einem alten Motorradhelm, Kabeln und Sicherheitsgurten bestand etwas Neues zu erschaffen. Mit diesen Materialien schufen die beteiligten Kinder und Jugendlichen Kunstwerke, in der sie ihrer eigenen Trauer Ausdruck verliehen. Auch Materialien, die im Garten gefunden wurden, wurden in die Arbeiten integriert. Während des künstlerischen Gestaltens fand ein intensiver Austausch zwischen den Kindern, Jugendlichen sowie dem Hospizteam der Trauer Frei-Zeit statt und viele Erinnerungen an die verstorbenen Personen fanden ihren Raum. Im Anschluss konnten die entstandenen Kunstwerke mit farbigen Spray bearbeitet werden. Danach bekamen die Kunstwerke einen Titel, teilweise schrieben die Künstlerinnen und Künstler eine zugehörige Geschichte auf und ergänzten bei ihrem Kunstwerk ihren eigenen Namen.

Um den Kunstwerken einen passenden Rahmen zu geben fand am dritten Tag ein gemeinsamer Rundgang in der Scheune statt, welcher wie bei einem Museumsbesuch aufgezogen wurde. Diese besichtigten die Kinder und Jugendlichen miteinander. Am letzten Tag gab es für die Jugendlichen die Möglichkeit die kleine Ausstellung gemeinsam mit ihren Angehörigen zu besuchen.

Während der gesamten vier Tage erfolgte ein sehr intensiver und reger Austausch zwischen den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen aber auch den Mitwirkenden der Frei-Zeit. Es gab ausreichend Platz zum gemeinsamen Lachen z.B. bei der Abkühlung mit Wasserbomben. Gemeinsam wurde das frisch geschnittene Obst, das schmackhaft zubereitete Mittagessen und der lecker zubereitete Kuchen genossen. Auch die gemeinsamen Spaziergänge, das Lagerfeuer am Abend und die Spiele erlebten alle Teilnehmenden als bereichernd. Zwei Geburtstage fanden im Laufe der Frei-Zeit statt. Beiden Kindern wurden viele persönliche und von Herzen kommende Wünsche für das neue Lebensjahr mit auf den Weg gegeben.

Am letzten Tag gab es als Ausklang „Mein Lebenskreis“. In einem Kreis, der auf der Wiese ausgelegt wurde, wurde eine Kerze entzündet, welche symbolisch für den Verstorbenen stand. Diese befand sich auf einem goldenen Tuch, welches für die Erinnerungen an den Verstorbenen und die gemeinsam erlebte Zeit stehen sollte. In den Kreis wurden von den Teilnehmenden viele verschiedene Fäden gelegt, wobei jeder Faden für eine neu gewonnene und während der Frei-Zeit entstandenen Erinnerung stand. Im Anschluss legte jeder Teilnehmer seinen eigenen Lebenskreis auf einem kleinen Holzbrett aus und setzte sich hierbei mit seinem eigenen Leben auseinander.

Am Sonntagmittag kamen alle Angehörigen zum Mittagessen und brachten hierfür verschiedene Köstlichkeiten mit. Während des gemeinsamen Essens fand reger Austausch von Kindern, Angehörigen und dem Hospizteam der Trauer Frei-Zeit statt. In einem gemeinsamen Abschlussritual erfolgte eine bewusste Verabschiedung voneinander.

In den vier Tagen entstand ein sehr intensives Zusammengehörigkeitsgefühl. Oder so wie eine Jugendliche sagte: „Hier kann ich so sein wie ich bin, mit meiner Trauer. Hier in der Trauer Frei-Zeit ist es okay. Hier fühle ich mich nicht alleine. Auch wenn ich weine oder wenn ich lache. Nie.“

 

Text: Iris Zinkand

 

 

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